Es bitzeli-Grounding

Die Piloteninnen und Piloten der Swiss – nein: die Avro-Pilotinnen und Piloten der Swiss kämpfen für gerechte Löhne und streikten bzw. legen die Arbeit nieder. Für die NZZ Online war dann am Streiktag, dem Dienstag, zumindest während einiger Minuten klar: Das ist ein Teil-Grounding!

Und damit ist die Zeitung einmal mehr sprachschöpferisch tätig: sozusagen die Mini-Version des Swissair-Groundings, dieses Schweizer Nationaldramas. Aber eben: Nur „es bitzeli“ ein Grounding, jedoch mit bedrohlichem Hintergrund, wie die NZZ zu meinen scheint.

Aber das ist erst der Anfang! Mit der Sprachschöpfung, meine ich! Ich stelle mir schon vor, wie in den Schulen die Lehrpersonen sich einander in der 10-Uhr-Pause von unterschiedlich grossen Teil-Groundings ihrer übernächtigten Schülerinnen und Schüler erzählen (und sich über das mittelfristige Total-Grounding nicht mehr wundern werden). Oder ich bei Nachlässigem Giessen der Balkonpflanzen schon bald ein Teil-Grounding meiner Pflanzen konstatieren muss. Und ich bei Vernachlässigung des Sprechtakel-Blogs dies mit einem Teil-Grounding der Ideen entschuldigen kann. Aber keine Angst: Zu einem Total-Grounding beim Sprechtakel wird es nicht kommen. Ich brauche kein Kerosin und das Thema Lohn spreche ich gar nicht erst an…

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4 Antworten zu Es bitzeli-Grounding

  1. BH sagt:

    Schön, der kleine subtile Unterschied zwischen „die Arbeit niederlegen“ und „streiken“. Von wem war doch gleich nochmals der Ausdruck mit „ich habe transpiriert wie ein Büffel und die Soldaten geschwitzt wie die Schweine“ oder so ähnlich?

    Eine Inspirationsquelle wäre vielleicht der neueste Streich unseres Politclown Nr. 1, Herr Nationalrat Dr. Christoph Mörgeli: http://www.blick.ch/news/schweiz/auslaenderreport/artikel45881

    Der Tonfall… Stimmt schon, so ist es mir auch schon gegangen: „Der Satzanfang ‹Jetzt pass auf› (…) gibt uns Schweizern das Gefühl, wir seien Schlafkappen und hätten unsere Sinne kaum je beeinander.“

    Auch Französischsprachige beginnen ihre Sätze gerne mit „Écoute!“. Was prägt die Unterschiede im regionalen/kulturellen Sprachgebrauch?

  2. Die SVP entdeckt die Sprache… Da könnte sie mal vor der eigenen Haustür kehren und die Abhängigkeit von Sprachgebrauch und vernünftiger Politik untersuchen!

    Es ist schon so, dass ein in einer Gegend üblicher Sprachgebrauch in einer anderen Gegend völlig schief ankommen kann. Wenn ein Norddeutscher sagt „Ich krieg ein Bier!“, ist das durchaus sehr freundlich gemeint. Nur in der Schweiz (und übrigens auch in Süddeutschland) kommt das dann eben arrogant an.

    Warum die Unterschiede bestehen? Sprache ist zwar kulturell geprägt, aber nicht durch Kultur erklärbar. Ich glaube nicht, dass man z.B. von der Topologie des Landes auf die Sprache schliessen kann. Im Schweizerdeutschen gibt es nicht deshalb viele ch-Hals-Laute weil wir in den Bergen wohnen… Es hat sich halt einfach so entwickelt – und hätte, unter anderen historischen Bedingungen, auch anders werden können. Oder?

  3. BH sagt:

    Das mit der Topologie glaube ich auch nicht. Im Niederländischen gibt es auch viele ch-Hals-Laute…

    Diese Unterschiede bergen schon Konfliktpotential in sich, das habe ich persönlich schon einige Male erlebt. Es wäre schon interessant, wie sie sich denn erklären liessen… Stoff für eine Doktorarbeit oder zumindest einen Blog-Thread? Hallo, liebe MitleserInnen, ist da noch jemand? 🙂

  4. > Hallo, liebe MitleserInnen, ist da noch jemand?

    Das näme mich auch Wunder! (Ich meine Menschen, die nicht „Payday Loan“, „Guide for Gambling“, „cash advance“, „roulette“, „marazzi“, „ringtones“, „Forex Currency Trading“, „Online Car Insurance“, „Homeowners Insurance“, „Medical Billing“, „Home Equity Loan“ oder so heissen…)

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