Ein mysteriöses Hongkonger Virus?

Die Vogelgrippe ist längst in Europa angelangt. Wenn wir an das Virus denken, kommen uns tote Schwäne auf Rügen in den Sinn und allenfalls fürchten wir eine Absage der Fussball-WM. Damit scheint uns die Vogelgrippe doch bedrohlicher, als noch……damals:

Die Grafik zeigt Wörter, die in Dokumenten im Web (hauptsächlich Zeitungsartikel) oft zusammen mit dem Begriff „Vogelgrippe“ auftauchen (sog. Kookkurrenzen oder Kollokationen). Und zwar im Korpus (einer Zusammenstellung von Dokumenten) des Wortschatz-Projekts der Universität Leipzig.

Man sieht daran aber auch das Alter des zugrundeliegenden Korpus. Wenn man aktuellste Texte hinzuziehen würde, wären wahrscheinlich andere Kookkurrenzpartner zu „Vogelgrippe“ sichtbar.

Ein etwas detaillierteres Bild gibt uns die Kookkurrenzdatenbank des Instituts für Deutsche Sprache (IDS). Auch hier wurden mit einer statistischen Methode (Log Likelihood Ratio) die häufigen Partner zu diversen Wörtern aufgrund des IDS-Korpus errechnet. Darunter auch zu „Vogelgrippe“:

Auch hier sind die Daten nicht aktuell: Die Vogelgrippe ist auch hier noch eine mysteriöse Hongkonger Grippe, die im fernen Asien grassiert. Dort sind auch bereits Menschen daran gestorben und man fürchtet eine Ausbreitung nach Europa.

Wie die Blogs (zumindest jene in Technorati indizierten) das Thema berücksichtigen, zeigt folgende Grafik (jeweils Anzahl Blogs, die „Vogelgrippe“ enthalten, über ein Jahr gesehen):

Wie die Vogelgrippe, bzw. die „grippe aviaire“ auf französischen Webseiten thematisiert wird, zeigt diese hübsche Grafik; das wäre dann die Fortschreibung der Geschichte, wie sie im Dezember letzten Jahres Jean Véronis begonnen hatte zu erzählen

Ist es nicht interessant, wie sich die Semantik des Wortes verändert? Vom „mysteriösen asiatischen Virus“ zur „bedrohlichen Seuche in unserer Nachbarschaft“?

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Eine Antwort zu Ein mysteriöses Hongkonger Virus?

  1. Sprechtakel sagt:

    Beim Wühlen in grossen Korpora sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Man hangelt sich durch KWiC-Ansichten, Beleg- und Kollokationenlisten und findet kaum mehr raus.

    Manchmal ist es deshalb sinnvoll, Strukturen in Korpora zu visua

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