Rafz?

Von Zürich wissen wir es, von Hamburg auch, auch Aarau ist klar, Jonschwil ebenso und von vielen anderen Orten wissen wir, woher diese Namen eigentlich kommen und was sie bedeuten. Bis heute aber unklar: Rafz. Das Dörfchen im nördlichsten Norden des Kantons Zürich an der Grenze zu Deutschland will seine namentliche Herkunft nicht verraten, wie in der heutigen NZZ zu lesen ist.

Haben die armen Rafzerinnen und Rafzer nun ein Identitätsproblem, weil sie nicht wissen, woher sie kommen? Oder ist das Bedürfnis nach etymologischer Klärung nur die verzweifelte Suche nach den Dingen hinter den Worten, die es sowieso nicht gibt?

Der gleiche Artikel zeigt auch, wie wir unser Leben nach Sprache richten, auch wenn sich diese als Lügen erweisen – und man trotzdem froh feiern kann:

Eine Urkunde des Klosters Rheinau, in der Rafz und weitere Orte in der Umgebung im Jahr 870 zum ersten Mal erwähnt wurden, erweist sich als Fälschung. Richtig ist, dass die Siedlung zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden hatte, doch erfolgte die Ersterwähnung später. Aufgrund der falschen Daten hatte der Gemeinderat das 1100- Jahr-Jubiläum im Jahr 1970 mit dazugehöriger Buchpremiere irrtümlich zu früh angesetzt. Jetzt kann sich Rafz Gedanken machen, wann der korrekte Geburtstag gefeiert werden könnte.
NZZ vom 4. Januar 2006

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