Einkaufen mit Anna und Betty

Das hier wird der zweitletzte Sprechtakel-Eintrag sein. Doch dazu noch in diesem Jahr mehr. Denn zum Abschluss muss ich noch zwei Einkaufszettel los werden, die auf meiner Harddisk des Kommentars harren. Wir diskutierten kürzlich bereits die Intimitäten eines gelben Einkaufszettels. Doch was halten Sie davon?

Banane, Eier, Apfel (Äpfel?), Birnen, so fängt das mal unauffällig an. Doch dann die „Zuchini“! Auch Google fragt vorsorglich zurück: „Meinten Sie: zucchini“? Doch auf über 43’000 deutschsprachigen Seiten ist auch von „Zuchini“ die Rede. Selbst auf 245 italienischsprachigen Seiten finden sie sich.

Mehr Rahm ist mehr als Rahm

Doch halten wir uns nicht mit solch orthografischen Feinheiten auf. „Mehr Rahm“ entziffere ich! Diese hübsche Quantifzierung lässt sofort die Frage entstehen, ob dieser Einkaufszettel für den Eigengebrauch geschrieben oder aber an jemand anders gerichtet ist. Denn bei „mehr Rahm“ wird eigentlich die Grice’sche Maxime der Modalität verletzt: Unnötige Information! „Mehr“ hilft nicht viel weiter; wenn Rahm eingekauft werden muss, ist ja egal, ob zuhause noch welcher im Kühlschrank steht. Doch eben: Damit könnte die Information verbunden sein: „Ich weiss, dass wir noch Rahm im Kühlschrank haben! Aber ich plane ein tolles Dessert, deshalb wird der nicht reichen. Also bitte noch mehr Rahm einkaufen!“.

Die Käse-Spezifizierung „Vollfett“ ist in einer Welt der Light-Produkte herzerfrischend sympathisch. Doch vielleicht ist das ja eher als Kommentar eines Dritten im Slang-Jargon gedacht? „Hey, Käse! Cool, das ist ja vollfett!“

Alphabetisch geordnete Kassenzettel

Die „Bio Butter“ lässt uns zweifeln: Was ist denn mit den anderen Produkten? Jeweils auch Bio? Wobei ich an dieser Stelle gerade meinem Ärger Luft machen muss, dass auf den Kassenzetteln bzw. Quittungen nach dem Einkauf in Coop oder Migros definitiv zu viele Produktnamen mit „Bio“ beginnen. Das ist jammerschade, da dann das Spiel, die Produkte in alphabetischer Reihenfolge aufs Band zu legen, um einen alphabetisch geordneten Kassenzettel zu erhalten, an Reiz verliert. Zu eintöntig ist das, wenn alles mit „Bio“ beginnt… Doch das ist eine andere Geschichte!

Nach der ökologisch korrekten Bio-Butter (wir sehen hier: der Duden würde einen Bindestrich verlangen, doch das ist nicht schick: Auf den Kassenzetteln erscheinen solche auch höchst selten!) folgen problematischere Produkte: Avocado und Papay(a). Letztere musste aus ökoschamhaften Gründen das letzte A im Herkunftsland lassen. Dafür ist beim Schreiben von „Melone“ eine ebensolche auf den Tisch geflogen, was zu einem hübschen Hüpfer nach dem „e“ führte…

Mirakulös ist auch der letzte Einkaufszettel:

„Z- + T-Saft“? Wohl Zitrone und Tomate – doch so nah diese beiden Produkte graphematisch sind (und so zu einem Paket abgekürzt werden können), so fern voneinander werden sie im Laden platziert sein! Immerhin sind am Schluss „Shampo“ und „Deo“ thematisch einigermassen geordnet, was man von allen anderen Produkten nicht behaupten kann! (Über die Schreibweise von „Shampo“ schauen wir mal hinweg. Warum nicht: Schampo? Oder ist es etwa die „Stampa“?)

Verirrung zwischen den Regalen

Aber was um Himmels Willen ist mit „Menu“ gemeint? Ach ja: Im Zeitalter von Anna und Betty kann man sogar ganze Menüs einkaufen. Oder handelt es sich dabei bloss um einen Verweis auf einen weiteren Einkaufszettel, der mit „Menu“ beschriftet ist und alle Zutaten enthält, die für die Zubereitung ebendieses besorgt werden sollen? Wenn ja, schaudert es mich vor der thematischen Unordnung auf diesem Einkaufszettel und ich bin überzeugt: Vom Zeitpunkt des Eintritts ins Geschäft bis zum Zücken der Cumulus- oder Superkarte dauerte es mindestens drei Stunden…

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