Wichtige Ereignisse:
1748 - 1971

Gottsched schreibt seine "Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst", worin er das Obersächsische als "beste Mundart eines Volkes" propagiert.

Der Oberhofbibliothekar Johann Christoph Adelung analysiert in seinen Werken den Normfindungszustand seiner Zeit und schreibt ihn fest.

Heyse und Becker, die als Schulgrammatiker in der Linie Adelungs stehen, bringen mit ihren Werken weiter Ordnung in die Rechtschreibung.

Ausserhalb der Schulgrammatik setzt mit Jacob Grimm auch wieder die wissenschaftliche Diskussion zur Rechtschreibung ein.

Als Praktiker beginnt sich Daniel Sanders, ein liberaler Gymnasiallehrer, mit der Rechtschreibung zu befassen. 1856 erscheint sein "Katechismus der Orthographie".

Konrad Duden tritt die Stelle als Gymnasiallehrer in Schleiz an und beklagt die Situation der Rechtschreibung: "Nicht zwei Lehrer derselben Schule und nicht zwei Korrektoren derselben Offizin waren in allen Stücken über die Rechtschreibung einig, und eine Autorität, die man hätte anrufen können, gab es nicht."

In Berlin tagt die "Konferenz zur Herstellung grösserer Einigung auf dem Gebiet der deutschen Orthographie" (1. Orthographische Konferenz).

Die 1. Orthographische Konferenz kann als gescheitert betrachet werden: Alle staatlichen Unterrichtsbehörden lehnen die Neuregelungen ab. Trotzdem beeinflusst die Konferenz die weitere Regelfindung.

Nachdem die Ergebnisse der 1. Orthographischen Konferenz nicht durchgesetzt werden konnten, entschliesst sich als erster der Staat Bayern, das Thema selbst in die Hand zu nehmen.

Die sog. preussische Orthographie gewinnt in weiten Kreisen an Akzeptanz. Die Bevölkerung nimmt diese Regeln allmählich freiwillig auf.

Als erste Behörde führen die Schweizer Kantonsregierungen den Duden amtlich ein.

Auf Druck von Preussen und Württemberg beruft das Reichsinnenministerium eine Konferenz "betreffend Erzielung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung", die 2. Orthographische Konferenz, ein.

Die "deutsche Einheitsorthographie" gilt seit Jahresbeginn für Behörden und Schule.

Konrad Duden kann den Buchdruckerduden und sein Orthographisches Wörterbuch in ein Werk vereinen.

Ein Sachverständigenausschuss des deutschen Reichsinnenministeriums veröffentlicht Vorschläge zur Vereinfachung der Rechtschreibung: Einfachere Gross- und Kleinschreibung, einheitliche Vokallängen-Bezeichnungen (wie 1876), [ks] anstelle von [x] etc.

In den folgenden Jahren werden immer wieder Vorschläge für eine gemässigte Kleinschreibung vorgebracht.

Die Stuttgarter Empfehlungen, vorgelegt von Vertretern der BRD, DDR, Österreichs und der Schweiz, lösen wieder eine intensivere Diskussion um die Rechtschreibung aus.

Der Bundesinnenminister und die Kultusministerkonferenz berufen einen Arbeitskreis für Rechtschreiberegelung ein. Dieser Arbeitskreis publiziert die Wiesbadener Empfehlungen, die ähnliche Regeln wie die Stuttgarter Empfehlung vorschlagen.

Da die Stuttgarter und Wiesbadener Empfehlungen gezeigt haben, dass die Öffentlichkeit einer Rechtschreibereform sehr reserviert gegenüber steht, gab es bis 1971 keine grossen Bemühungen um eine Reform. Jetzt sind aber aus Wien neue Bestrebungen auszumachen.

 


Der letzte Teil der Geschichte der Rechtschreibung bis zur aktuellen Reform kündigt sich an. Es wird zwar noch 30 Jahre bis dahin gehen - hier wird aber im Zeitraffer erzählt, wie es dazu kam und welche Neuerungen beschlossen wurden.